Baumpflege


Grundsätzlich haben Bäume keine Pflegemaßnahmen nötig. Die Natur regelt sich von alleine. Im Wald ist es egal, wenn ein Baum starkes Totholz trägt, oder Astbrüche in der Krone hängen. Wir Menschen wollen gerne die Natur um uns haben. So werden Bäume auch in bebautem Gebiet gepflanzt. Das bringt allerdings Probleme mit sich. Oftmals wird bei der Pflanzung die spätere Größe unterschätzt. Die Baumart wurde falsch gewählt. Durch die teils extremen Bodenverhältnisse und z.B. Abgase hat der Baum schlechte Wachstumsbedingungen. Die immer extremeren Wetter schwächen und machen den Baum anfällig. Krankheiten drohen. Ein Baum kann zum Sicherheitsrisiko werden. Der Mensch muss nun eingreifen. Durch spezielle Maßnahmen wird erreicht, dass Bäume auch in der Stadt für uns sicher wachsen können. 

Da Bäume im Winter nicht, oder nur schlecht auf Verletzungen (Schnitt) reagieren können, wird als Schnittzeitpunkt der Sommer empfohlen. In der Wachtumsphase kann der Baum physiologisch und anatomisch auf den Eingriff reagieren. Grundsätzlich gilt: Viele kleine Schnittwunden sind wesentlich besser, als wenige große. Die Fähigkeit der Abschottung und Einkappselung von Wunden ist von der Vitalität abhängig.



Bei der Baumpflege unterscheidet man den Kronenschnitt nach den ZTV (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege) in verschiedene Ausführungen.

1. Bei Jungbäumen ist der Erziehungs- bzw. der Aufbauschnitt notwendig. Frühzeitig können durch fachgerechte Eingriffe eine Fehlentwicklung der Krone verhindert werden. Konkurenztriebe und Fehlentwicklungen (z.B. Druckzwiesel) werden dabei entfernt. Kreuzende und reibende Äste können ohne große Schnittwunden zu erzeugen entfernt werden. Bei Bäumen im Verkehrsraum wird frühzeitig die Durchfahrtshöhe - Lichtraumprofil erstellt.



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Bei diesem Ahorn wurde ein vernünftiger Erziehungsschnitt versäumt. Es haben sich 2 konkurierende Stämmlinge ausgebildet, die eine schlechte Vergabelung haben.

2. Wenn Bäume im Verkehrsraum stehen wird ein Lichtraumprofilschnitt notwendig. Mit dieser Aufastung muss möglichst schon in jungem Alter begonnen werden. Auch bei älteren Bäumen muss die Höhe mit den Jahren erneut erstellt werden. Dabei sind schleppende Äste zu entfernen bzw. ein zu kürzen. Je nach Baumart ist es baumschädigend Äste über 5 cm zu schneiden. Wunden können nur schwer abgeschottet und überwallt werden. In der Praxis stellt dies oft ein Problem dar. Ein rechtzeitiger Lichtraumprofilschnitt wurde versäumt. In solchen Fällen werden Äste nach Möglichkeit eingekürzt. An Straßen sollte eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Meter gegeben sein. An Gehwegen 2,50 Meter.

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Durchfahrtshöhe an öffentlichen Straßen 4,5 Meter

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Schön ist das Lichtraumprofil zu erkennen. Da die Einfahrt nur privat genutzt wird, reichen hier ca. 4 Meter. Die schleppenden Schwachäste der Kastanie werden auf Zugast eingekürzt. Da die Kastanie eine schlecht abschottende Baumart ist, sollten Schnitte über 5 cm Astdurchmesser vermieden werden.

3. Bei älteren Bäumen kommt es verstärkt zur Totholzbildung. Eine Totholzbeseitigung ist zu Verkehrsicherungszwecken notwendig. Wo die abgestorbenen Äste niemanden stören und keine Gefahr bedeuten, können diese aus biologischen Gründen belassen werden.
 

4. Eine Kronenpflege beinhaltet eine Kombination der genannten Maßnahmen. Reibende oder ineinander wachsende Zweige werden beseitigt, so dass sich die Krone gut entwickeln kann. Totholz wird nach Bedarf entfernt und der lichte Raum an Straßen erstellt. Stamm- und Stockaustriebe sind zu belassen. Je nach Standort, oder aus Gründen zur Baumkontrolle können diese entfernt werden. Zusammenwachsende, reibende Äste können später zu einer Gefahr werden indem sie an der verletzten und geschwächten Stelle brechen.



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Pflege einer Trauerbuche (Fagus sylvatica 'pendula')

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Kronenpflege an Eichen im Winter. Hierbei steht die Totholzbeseitigung im Vordergrund. Viele denken, dass Bäume nur im Winter geschnitten werden können. Diese Aussage ist falsch. Im Sommer überwallen die dem Baum zugefügten Wunden besser. Die Gefahr von Fäulnis als Folge ist geringer. Eintretende Pilzsporen bereiten dem Baum Probleme. Je nach Schnittgröße können sich die Pilzhyphen ungehindert ausbreiten. Erst wenn die Wunde überwallt ist, also der Baum die Fäule eingekappselt hat, ist dieser Prozess eingegrenzt. Im Winter sollte nicht bei Temperaturen unter -5 Grad geschnitten werden. Es könnte zu Frostschäden kommen.

5. Bei der Kronenauslichtung werden einzelnde Äste entfernt und der Baum Licht- bzw. Winddurchlässig gemacht. Dabei unterscheidet man in die % der Auslichtung. Der Habitus des Baumes darf nicht verändert werden. Die

Sondermaßnahmen nach ZTV Baumpflege 2006:
6. Aus statischen Gründen kann eine Kroneneinkürzung ausgeführt werden. Dabei werden Äste so gekürzt, dass das Wachstum auf einen kleineren (Versorgungsast) abgeleitet wird. Möglichst ist die natürliche Kronenform bei zu behalten.


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Eine Einkürzung sollte maximal 20% betragen. Eine fachgerechte Einkürzung sieht man nur bei näherem hin schauen. Diese alte Roßkastanie wurde vor ca. 50 Jahren gekappt. Die vielen, senkrecht wachsenden Stämmlinge waren nicht mehr sicher. Es waren bereits mehrere Kronenteile ausgebrochen. Durch Schnittmaßnahmen wurden die Kronenteile entlastet, wobei die natürliche Kronenform beibehalten bzw. gefördert wurde. Der Baum wurde im Fein- und Schwachastbereich rundherum eingekürzt. Zusätzlich wurden dynamische Kronensicherungen instaliert. Siehe Menüpunkt Kronensicherung

7. Bei kranken, absterbenden oder sehr alten Bäumen kann es zum Absterben ganzer Kronenteile kommen. Die Krone vergreist. Diese Bäume bilden eine sogenannte Sekundärkrone. Beim Kronenregenerationschnitt sind abgestorbene Teile zu entfernen und nach Bedarf Äste ein zu kürzen. Zudem wird eine Kronenpflege ausgeführt. 

8. Nur im Extremfall wird eine Kappung nötig. Als Kronensicherungsschnitt. Diese letzte Maßnahme ist ein Kompromis zur Fällung und nich langfristig sicher. Der Baum wird aus seinem Gleichgewicht gebracht. Wurzeln sterben ab und die Standsicherheit ist nach einigen Jahren nicht mehr gegeben. Das Versorgungssystem des Baumes wird erheblich gestört. Gefährliche Pilze siedeln sich an. Die meist senkrechten Neuaustriebe sind instabil und brechen leicht aus. Die Ausrede, dass der Baum dann aber weniger Laub abwürft stimmt nur kurzfristig. Kurz, diese Maßnahmen sind baumzerstörend!

9. Eine Nachbehandlung stark eingekürzter Bäume mit Ständerbildung kostet viel Aufwand. Die neugebildeten Triebe sind zur Erhaltung der Verkehrssicherheit zu vereinzeln und oder ein zu kürzen. Möchte man den Baum erhalten sollte eine Nachbehandlung alle 3 bis 5 Jahre erfolgen. Es ist das Ziel allmählich eine Sekundärkrone zu erziehen. I. d. R. gewinnen die Pilze den Wettkampf gegen den Baum...

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Zu starker Schnitt an einem Ahorn. Der Baum wird krank.

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10. Als Alternative zu statischen Problemen könnte man eine Kronensicherung instalieren. Siehe hierzu den Menüpunkt Kronensicherung.



Baumpflege mittels Hubarbeitsbühne.